17.10. Kritik an der Machbarkeitsstudie von F4F

Administrator (Reinhard_net) on 18/10/2020

In der TAZ ist unter dem Titel "Klimaziele und Wirtschaftswachstum" eine Kritik von Ulrike Herrmann an der Machbarkeitsstudie veröffentlicht. Ich sehe diese Kritik als eine wertvolle Ergänzung zur Studie an.

In der TAZ ist unter dem Titel "Klimaziele und Wirtschaftswachstum" eine Kritik von Ulrike Herrmann an der Machbarkeitsstudie veröffentlicht. Ich sehe diese Kritik als eine wertvolle Ergänzung zur Studie an.

Einige mir wichtig erscheinende Auszüge aus dieser Kritik:

Grünes Schrumpfen statt grünes Wachstum


Es ist nicht harmlos, dass das Wuppertal Institut Fridays for Future in die Irre führt.
Da die SchülerInnen glauben, sie hätten eine „Machbarkeitsstudie“ erhalten, werden sie nun erst recht nicht verstehen, warum die Politik nicht genug macht. Eine ganze Generation von SchülerInnen wird so in die Politikverdrossenheit getrieben. Dabei sind die SchülerInnen eigentlich schon auf der richtigen Fährte.

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Trotzdem bleibt ein Unbehagen zurück: Nirgendwo wird die Rechnung aufgemacht, was diese technischen Vorschläge konkret für die Wirtschaft bedeuten würden. Also zum Beispiel für die Arbeitsplätze, die Sparguthaben, die Wirtschaftsleistung oder die individuellen Einkommen. Es fehlt die ökonomische Rückkopplung, die für die Politik aber alles entscheidend ist. Diese seltsame Lücke ist nicht nur beim Wuppertal Institut zu beobachten. Vergleichbare Studien der Fraunhofer-Gesellschaft, des Forschungszentrums Jülich oder des Umweltbundesamts drücken sich ebenfalls um vernünftige ökonomische Analysen. Denn die Wahrheit ist unbequem: Klimaschutz gibt es nicht umsonst. „Grünes Wachstum“ ist eine Fiktion, stattdessen würde der Ausstoß an Waren und Dienstleistungen sinken.
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Die Dimension des Problems
Schon die erste Hürde taucht in der Wuppertal-Studie gar nicht auf: Es ist keinesfalls klimaneu­tral, jene Infrastruktur zu errichten, mit der man hinterher klimaneutral sein will. Die Herstellung von Windrädern, E-Autos, Solarpaneelen, Wärmedämmung oder „grünen“ Stahlwerken emittiert sehr viel CO2. Genaue Zahlen gibt es nicht, aber eine Pi-mal-Daumen-Kalkulation macht zumindest die Dimension des Problems deutlich.
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Obwohl die Energieeffizienz seit 1990 enorm zugelegt hat, ist der Endenergieverbrauch in Deutschland nur um ganze 1,5 Prozent gesunken. Denn in der gleichen Zeit ist die Wirtschaft rasant gewachsen – um knapp 50 Prozent. Dieses Phänomen nennt sich „Rebound Effekt“. Wenn weniger Rohstoffe pro Wareneinheit benötigt werden, dann wird diese Ersparnis gern genutzt, um mehr Güter zu konsumieren. Die Autos werden schwerer, die Flugreisen zahlreicher, die Wohnungen größer.

Grünes Schrumpfen statt grünes Wachstum

Dies bedeutet im Umkehrschluss: Die verbrauchte Endenergie sinkt bis 2050 nur, wenn die Wirtschaftsleistung ab sofort stagniert – und zwar für immer. Für „Grünes Wachstum“ reicht die Ökoenergie nicht. Punkt.
In Wahrheit benötigen wir sogar ein „grünes Schrumpfen“: Die konsumierten Mengen müssen sinken, sonst wird es nichts mit der Klimaneutralität. Zwischen den Zeilen ist dies auch beim Wuppertal Institut zu erkennen. So sollen unter anderem die Zahl der privaten Autos in Deutschland halbiert werden, die Inlandsflüge ganz entfallen und nur noch jeder vierte internationale Flug abheben. Diese Maßnahmen sind zweifellos zwingend, würden aber die Wirtschaftsleistung reduzieren.
Einen stagnierenden oder gar schrumpfenden Kapitalismus gab es noch nie.
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Wie schön wäre es daher, wenn die GLS-Bank noch einmal 30.000 Euro spendieren würde – für eine Studie, die die Ergebnisse aus Wuppertal mit einer volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung verbindet.

Der Artikel von Ulrike Herrmann als PDF-Datei. Zur Machbarkeitsstudie ...

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