20.7. Können Groß- und Klein(energie)projekte zusammenleben?

Administrator (Reinhard_net) on 20/07/2020

In Telepolis vergleichen Craig Morris und Rebecca Freitag die Vor- und Nachteile zentraler und dezentraler Energieversorgung. Dabei gehen auch mehrere Absätze auf die Wasserstoffinitiative der Bundesregierung ein.

In Telepolis vergleichen Craig Morris und Rebecca Freitag die Vor- und Nachteile zentraler und dezentraler Energieversorgung. Dabei gehen auch mehrere Absätze auf die Wasserstoffinitiative der Bundesregierung ein.

Können Groß und Kleinprojekte zusammenleben?

"Die Wirtschaftsprofessorin Claudia Kemfert erinnert in diesem Zusammenhang daran, dass das Streben nach wirtschaftlicher Effizienz - nach dem niedrigsten Preis - auch seinen Preis fordert: "Wirtschaftliche Effizienz geht auf Kosten der Resilienz. Das sehen wir heute in der Pandemie". Man muss also eine Balance zwischen zentraler und dezentraler Energieversorgung finden. (Bürger-)Energie vor Ort steigert die Resilienz, auch wenn sie nicht immer die billigste Energiequelle ist. Die Großprojekte brauchen wir. Wollen wir aber auch weiterhin unsere Kleinprojekte haben?"

"Wir dürfen also dezentrale und zentrale Energieversorgung nicht gegeneinander ausspielen. "Es geht nicht um die Frage zentral oder dezentral, sondern die neue Welt arbeitet nun von allen Seiten", sagt heute Paul van Son, der das DII-Konsortium jahrelang leitete."

"Im Jahre 2010 hat Pew die Investitionen Deutschlands in Clean Tech auf 4,3 Milliarden Euro beziffert (weil nur Großanlagen über 1 MW gezählt wurden). Dabei waren damals für Solar alleine 14 Milliarden ausgegeben worden. Der Energiesektor sammelte einfach keine Zahlen für dezentrale Anlagen. Die dezentrale Revolution hatte aber angefangen."

"Überschüssiger Grünstrom soll in Wasserstoff umgewandelt werden. Dieser "grüne Wasserstoff" wird dann Öl und Gas ersetzen, wo Strom alleine zu kurz greift (Schiffe, Flieger, Industrieprozesse, usw.). Das kann man zwar mit Erneuerbaren in Deutschland machen, aber grüner H2 erleichtert den Import von sauberer Energie, die dann nicht nur über Stromleitungen, sondern auch über Pipelines (technisch sehr schwierig) laufen kann.
Daran ist nichts auszusetzen - stünde Deutschland nicht ein Jahrzehnt des Netto-Abbaus bevor. Da wird es keinen "überschüssigen" Grünstrom hierzulande geben. In den 20ern - also ab jetzt - werden nämlich im Schnitt rund 2.000 MW an Windleistung (Altanlagen) jährlich abgebaut. Letztes Jahr kamen jedoch nur 1.078 MW hinzu. Außerdem könnte der (Mitte Juni noch bestehende) Solardeckel die PV empfindlich treffen. Auch wenn es keine explizite Strategie ist: Die Republik steuert faktisch einerseits auf einen Abbau Zuhause und andererseits auf eine Importstrategie zu.
Alles läuft auf Großprojekte im Ausland hinaus."

"Der 2010 verstorbene MdB Hermann Scheer war Befürworter der dezentralen Energie und befürchtete, dass Großprojekte wie Desertec die dezentrale Energie verdrängen könnte.
Und das geschieht auch: ..."

 

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